Kulturelles Kleinod

mit besonderem Flair

 

Von Neubrandenburgs historischer Pracht ist heutzutage nicht mehr viel zu erahnen – lediglich die Stadtmauer mit den Wiekhäusern sowie die vier großen Tore sind als geschichtliche Zeugnisse erhalten. Aufgrund von Brandstiftungen Ende des Krieges gingen 1945 rund 80 Prozent der Bausubstanz aus dem 18. und 19. Jahrhundert verloren. Wer dem Wall jedoch in diesen Tagen bis zur Kreuzung Behmenstraße folgt, kann dort noch eine weitere historische Perle entdecken - den ehemaligen Marstall.

Das barocke Fachwerkhaus gehört einer großen Reitanlage an, die 1782 als Teil des Neubrandenburger Palais erbaute wurde. Dies geschah auf Geheiß von Adolf Friedrich IV, Herzog von Mecklenburg, der vor allem als Vorbild für Fritz Reuters Literaturfigur des „Dörchläuchting“ berühmt wurde. Neben dem Schauspielhaus erinnert der Marstall als eines der wenigen Denkmäler an die Existenz des Palais und seine Bedeutung als Sommer- und Nebenresidenz der herzoglichen Familie. Die Bedeutung des Wortes leitet sich aus dem Althochdeutschen Wort „marahstal“ ab und setzt sich aus Pferd (Mähre) und stal (Stall) zusammen. 2010 wurde ein Teil der Anlage, der bis dahin in der Nutzung der Landeskirchlichen Gemeinschaft stand, an privat verkauft.

Als neue Eigentümer haben wir, die Familie Them, diesen behutsam nach denkmalgerechten Vorgaben saniert mit der Absicht, ihn als Ort der Begegnung für ein größeres Publikum zu öffnen. Entstanden ist ein kulturelles Kleinod, dessen historisches Flair unsere Besucher gleichermaßen schätzen wie die Ruhe und die Abgeschiedenheit, die sie dort trotz der zentralen Lage vorfinden. Das gemütliche Ambiente des großen Saals können unsere Gäste bei abwechslungsreichen Veranstaltungen erleben: Ob Tanztee für Senioren oder Salonkultur mit Lesungen und Konzerten. Auch für private Feiern und Firmenjubiläen erfreut sich der Marstall immer größerer Beliebtheit.

Die Zukunft der Anlage ist jedoch auf eine gesamtheitliche Nutzung des Ensembles ausgerichtet. Daher erwarben wir 2013 den ungenutzten Teil mit dazugehörigem Innenhof. Da die Ruine genauso groß ist wie der sanierte Marstallteil, wird der Wiederaufbau in den kommenden Jahren noch eine enorme Herausforderung für uns darstellen. In naher Zukunft etwa sollen die zwei maroden Toreinfahrten und die umliegende Fassade erneuert werden. Die 25 Jahre Leerstand haben der Substanz besonders im Inneren schwer zugesetzt, eine Begehung ist derzeit nur bedingt möglich.

Das Projekt gemeinsam meistern

Unser erstes Marstallprojekt hat uns gelehrt, dass ausreichend Zeit neben dem nötigen Geld die beste Voraussetzung ist, um Lösungen zu finden. Auf dieselbe Art und Weise wollen wir nun mit dem zweiten Bauprojekt verfahren. Mit viel Eigenleistung konnten wir bereits wichtige Maßnahmen zum Erhalt vornehmen, wie die Sicherung des Dachs gegen eindringendes Regenwasser und der Anlage gegen Einsturz und Vandalismus. Den Wildwuchs im anliegenden Gartenbereich haben wir erfolgreich beräumt und wieder ansehnlich hergerichtet. Mit kleinen Schritten wagen wir sogar eine Nutzung - beim Tag des offenen Denkmals etwa dienten die zwei großen Räume im Untergeschoss als Ausstellungsfläche. Die großzügigen Räumlichkeiten unterm Dach eignen sich für eine vielseitige Nutzung als offene Werkstatt für Kunstgewerbe und Handwerker und als Freizeitstätte für Senioren. Angedacht ist auch ein kleines Museum, das an die Bedeutung des Marstalls erinnern soll.

Unterstützung auf vielfältige Weise möglich

Bis zum Jahr 2023 ist eine kontinuierliche Sanierung des gesamten Ensembles vorgesehen. Unser Ziel ist es, uns weiter dem Erhalt und der Nutzung der Marstallanlage zu widmen und so zur Wahrung der Identität unserer Stadt beizutragen. Dennoch ist diese Mammutaufgabe nicht allein aus eigener Kraft zu bewältigen. Daher suchen wir dringend Mitstreiter, die sich unserem Verein „Historischer Marstall e.V.“ anschließen und sich am Wiederaufbau finanziell und ideell beteiligen möchten.

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